Buchtipp von Frau Ihrig
„Herzgrube“ von Andrew McMillan ist ein stilles, eindrucksvolles Buch, das mit viel Feingefühl von Familie, Erinnerung und der Schwierigkeit des Wandels erzählt. Durch die Verschmelzung verschiedener Erzählstile entsteht das berührende Porträt mehrerer Männergenerationen – und gleichzeitig ein vielschichtiges Bild einer Gesellschaft, die stark durch die Arbeit in der mittlerweile geschlossenen Kohlengrube geprägt war.
Immer wieder bekommt man als Leser das dröge und eintönige Leben der Minenarbeiter damals vorgeführt, um dann im nächsten Kapitel wieder im Hier und Jetzt zu landen, wo es unter anderem um Simon, einen jungen, queeren Mann geht, der seinen Lebensunterhalt in einem Callcenter verdient, aber auch als Dragqueen auf der Bühne steht. Für ihn könnte das harte Leben als Minenarbeiter, an das sich sein Vater noch zu gut erinnert, nicht ferner sein und doch prägt das Schließen der Mine seine Kunst als Dragqueen.
„Herzgrube“ erzählt leise, die Sprache ist sanft, dafür die herauf gerufenen Bilder umso kraftvoller. Es ist ein Buch, das nachhallt und bei dem ich mir am Ende fast gewünscht hätte, dass es länger gewesen wäre.